Prof. Dr. Gerhard Kruip

Statement

 
Gerechtigkeit und Verantwortung – Wie wollen wir Teilhabe sichern? Menschen beteiligen sich an der Gesellschaft, in der sie leben und übernehmen dadurch Mitverantwortung für die Veränderung der Verhältnisse, wenn sie erstens über die dafür nötigen Ressourcen verfügen und zweitens zu einer solchen Teilnahme motiviert sind. Zu den Ressourcen gehört vor allem die Bildung, die die Menschen mit den für die Beteiligung notwendigen Kompetenzen ausstattet. Die Motivation entsteht dann, wenn Menschen den Eindruck bekommen, dass sie wahrgenommen und ernstgenommen werden und wenn Menschen die Erfahrung machen, dass sie etwas bewirken können und für ihren Beitrag Anerkennung bekommen. Die Kirchen können dabei helfen, dass beide Voraussetzungen besser erfüllt werden als bisher. Sie sind wichtige Träger von formellen Bildungseinrichtungen, tragen aber auch erheblich zu informellen Bildungsprozessen bei. Und sie können sich dafür einsetzen, dass diejenigen Menschen wahrgenommen werden, die oft mundtot gemacht und ausgegrenzt werden. Sie können dazu beitragen, dass diejenigen ihre Stimme erheben können, die allein auf sich gestellt keine Stimme haben. Das wird die Glaubwürdigkeit und die Relevanz der Kirchen steigern. Man muss es paradox formulieren: Sie erhöhen ihre Relevanz nicht dadurch, dass sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern dadurch, dass sie anderen, vor allem den Schwächeren, Relevanz ermöglichen.

 

Vita

 
Dr. theol., Dr. habil. theol., Jahrgang 1957, Studium der Mathematik und der Kath. Theologie in Würzburg und Paris, von 1985-95 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg, mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Mexiko 1982 und1983 sowie 1991 und 1992, 1995-2000 Direktor der Katholischen Akademie für Jugendfragen in Altenberg, Lehraufträge u.a. an der Universität Köln, 2000-2009 Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover (www.fiph.de), apl. Prof. an der Universität Würzburg und Lehraufträge an der Universität Hannover, seit 2006 Prof. für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät im Fachbereich 01 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, von Herbst 2012 bis Sommer 2015 Dekan. Arbeitsschwerpunkte u.a.: Bildung und Gerechtigkeit, Ethische Bildung, Gerechtigkeitstheorien und ihre verschiedenen Anwendungsfelder, insbesondere Fragen globaler Gerechtigkeit, Wirtschaftsethik und Unternehmensethik, Lateinamerikanische Theologie, innerkirchlicher Reformprozess.

Foto: Peter Pulkowski