OKR a.D. Cornelia Coenen-Marx

Statement

 
Noch immer gehören die Kirchen zu den größten Akteuren im Bereich ehrenamtlichen Engagements – gleichwohl engagieren sich viele, denen es um sozialpolitische Veränderungen, gesellschaftliche Prozesse oder globale Entwicklungen geht, bewusst außerhalb der Kirche. Und noch immer gehören Caritas und Diakonie zu den größten Anbietern von Wohnungen, Arbeitsplätzen, Beratungsangeboten für Jugendliche in sozial schwierigen Lebenssituationen, für Menschen mit Behinderung oder pflegebedürftige Ältere- und gleichwohl entwickeln sich Angehörigeninitiativen, Selbsthilfegruppen, soziale Bewegungen wie die Tafeln oder die Hospizbewegung oft zuerst außerhalb der Kirche. Dahinter steht offenbar die Vermutung oder – was schwerer wiegt- die Erfahrung, dass Kirche sich als starke, aber eher fürsorgliche Organisation darstellt. Die sozialen Bewegungen von der Frauenbewegung über die Friedensbewegung bis zur Agenda 21, die auch die Kirchen vorangetrieben haben, aber auch die Ehrenamts-und Diakoniebewegungen des 19. Jahrhunderts haben ihre vollen Möglichkeiten noch nicht entfaltet. Empowerment von Benachteiligten und bürgerschaftliches Engagement muss am Ende die Kirchen selbst verändern: die Kirchen als gelebtes Priestertum aller Getauften müssen sich als Teil der Zivilgesellschaft verstehen, in der gerade Menschen mit Krisen- und Exklusionserfahrungen neue Impulse setzen können. Nur wenn die Tafelarbeit auch die Empfänger zu Beteiligten macht, wenn die Hilfe für Menschen mit Behinderung gesellschaftliche Schranken abbauen hilft, wenn das Engagement für Flüchtlinge die Kirche ihr globales und ökumenisches Gesicht entdecken lässt, wird sie zur Kirche aller, zur Beteiligungskirche.
 

Vita

 
Bis Anfang 2015 Leiterin des Referates Sozial- und Gesellschaftspolitik der EKD. Dort u.a. Geschäftsführerin der Kammer für Soziale Ordnung und mehrerer Ad-hoc-Kommissionen zu Gesundheits- und Familienpolitik, Inklusion und Zukunft der Arbeit sowie GF des Arbeitsplatzsiegels „ Arbeit plus“.

Vielfältige Erfahrungen im Gemeindepfarramt (1981-90) und Diakoniepfarramt (1984- 1990), sowie in landeskirchlichen Leitungspositionen in der Geschäftsführung im DW Rheinland (Abteilungsleiterin Sozialwesen 1990-1993) und als Landeskirchenrätin der rheinischen Kirche für den Bereich Öffentliche Verantwortung, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit (1993–1998). Von 1998–2004 Vorstand der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf. 2004 Wechsel zur EKD. Dort auf dem Hintergrund intensiver ökumenischer Kontakte zwischen 2004 und 2007 einige Jahre lang Nahostreferentin mit dem Fokus interkultureller und interreligiöser Zusammenarbeit.

Autorin verschiedener Sachbücher, Artikel und Rundfunksendungen – u.a. „ Die Seele des Sozialen“, Neukirchen 2013.