1’31 – Wie Kirche für junge Menschen relevant wird

Frank Reintgen · 9. August 2015

Die Internetplattform Youtube hat sich zu einem Medium entwickelt, dass sich insbesondere bei jungen Menschen einer großen Beliebtheit erfreut. Nutzer finden hier Videos zu den unterschiedlichsten Themen. Videos, die hier zu finden sind, erklären, wie man ein Musikinstrument spielt, ein Auto repariert, mit diesem oder jenem PC-Programm arbeitet, welcher Film gerade in ist, Schüler finden hier zu allen schulischen Themen informative Videos und und und. Youtube wird zunehmend als eine wesentliche Informationsplattform genutzt und besitzt  gerade auch für die mediale Kommunikation von und mit Jugendlichen eine hohe Relevanz.

Prof. Matthias Sellmann von der Ruhruniversität Bochum hat festgestellt, dass das Thema Glaube zurzeit auf Youtube kaum präsent ist. Deswegen hat er das Projekt 1’31 ins Leben gerufen, ein Mitmachtwettbewerb bei dem junge Menschen Videos zum Thema „Glaube, Liebe, Hoffnung“ einreichen konnten. Mit viel Aufwand (und einem hohen Budget) wurde das Projekt durchgeführt. Mit dem Jugendsender des WDRs 1live und anderen Kooperationspartnern wurde eine regelrechte Medienkampagne gestartet, die für Kirche (noch)  eher ungewöhnlich ist. Mehr als 100 Beiträge wurden eingereicht. Die Gewinner sind an diesem Wochenende bei den Videodays in Köln prämiert worden.

Wer die Übertragung der Preisverleihung bei den Videodays (siehe ab ca. 4:50:45) mitverfolgt hat, kann beeindruckt sein! In der vollen Köln-Arena werden unter großem Applaus der Zuschauer die Preise verliehen. Prof. Sellmann verwendet in seinen kurzen Redebeiträgen einen Sprachcode, der verstanden wird. Zum Schluss wird der Film der Niederländerin Juli Trösch  gezeigt. Sie hat den Sonderpreis für Ihren Beitrag „Danke Youtube“ gewonnen. Sie beschreibt darin, welche Möglichkeiten sich für sie durch die Plattform Youtube ergeben hat, als Behinderter Mensch in Kontakt mit vielen anderen Menschen zu kommen.

Zum Abschluss bilden die Zuschauer mit Ihren Händen Herzen, und strecken Sie zum Kommentar des Moderators in den Himmel der Köln Arena: „Lasst uns eine Gesellschaft der Liebe und des Vertrauens werden!“ Besonders hier wird deutlich, Jungen Menschen haben nach wie vor Sinn für quasi-litugische Inszenierungen. Es kann so einfach sein, junge Menschen für eine  „Zivilisation der Liebe“ zu begeistern und mit Ihnen über Kernthemen des chrsitlichen Glaubens in Kommunikation zu treten!

Anlässlich dieser Preisverleihung wurde in einem Beitrag bei Radiovatikan  über das Projekt berichtet. Hier stellt Christoph Krachten, YouTube-Experte, fest:

„Es reicht nicht zu sagen: Ich möchte jetzt das transportieren. Wie mache ich das denn aus meiner Perspektive am besten? Das ist der falsche Weg. Sondern man muss die Perspektive des Zuschauers einnehmen. Wo sind diese Zuschauer, wenn sie meine Videos sehen? In welcher Welt findet das statt? Erst dann, wenn ich das alles überlegt habe, kann ich auch meine Zuschauer erreichen.“ (http://de.radiovaticana.va/news/2015/08/07/d_%E2%80%9Egott_kann_youtube/1163590)

Es sind solche Lernerfahrungen, die das Projekt interessant und reizvoll machen. Deutlich wird bei den Videodays aber auch (z.B. durch Sprache, Musik, Kleidung usw.)  wie weit sich die Lebenswelt junger Menschen von Kirche im Normalmodus entfernt hat. Es wird interessant sein, die Erfahrungen des Projektteams auszuwerten. Lässt sich mit solchen Kampagnen eine Resonanz erzielen? Kann Kirche so für Zielgruppen relevant werden, die sich mit der Organisation Kirche ansonsten eher schwer tun?